Instagram Algorithmus enthüllt: Warum Fake News dominieren

Instagram gehört zu den weltweit meistgenutzten sozialen Netzwerken. Besonders junge Menschen nutzen die Plattform täglich, um Fotos, Videos und Stories zu teilen. Doch warum tauchen bestimmte Beiträge immer wieder in deinem Feed auf? Der Grund: der Instagram-Algorithmus. Diese unsichtbare Software entscheidet, welche Inhalte du siehst – und welche nicht. Was auf den ersten Blick wie ein praktisches Feature erscheint, hat jedoch eine dunkle Seite: Der Algorithmus kann auch die Verbreitung von Fake News fördern.

Person hält Smartphone mit geöffneter Instagram-App in der Hand
Foto: SnappyCactus/ Canva

 

Wie funktioniert der Instagram Algorithmus? 

Instagram setzt komplexe Verfahren ein, um aus Millionen von neuen Posts diejenigen auszuwählen, die für dich am interessantesten sein sollen. Es gibt jedoch nicht einen Algorithmus, sondern mehrere, die je nach Bereich der Plattform unterschiedlich arbeiten. Der Feed, die Stories, Explore und Reels – jeder Bereich wird individuell angepasst, weil Nutzer dort unterschiedliche Erwartungen haben. In Stories sehen wir oft die Beiträge von Freunden, in Explore suchen wir nach neuen Inhalten oder Trends.

Trotz dieser Unterschiede basieren alle Algorithmen auf ähnlichen Prinzipien. Vereinfacht gesagt: Was und wie du auf Instagram interagierst, beeinflusst, was dir angezeigt wird. Lässt du häufiger ein „Gefällt mir“ bei bestimmten Accounts oder schreibst du oft Kommentare, wird Instagram dir deren Beiträge höher im Feed anzeigen. Wer viele Interaktionen mit einem Profil hat, wird auch dessen neue Beiträge wahrscheinlicher sehen. Die Interaktion mit deinen engsten Freunden und Bekannten hat Vorrang. Instagram erkennt diese Kontakte und zeigt deren Inhalte bevorzugt an.

Ein zentrales Kriterium ist das sogenannte Engagement – also die Resonanz auf einen Beitrag. Beiträge, die viele Likes, Kommentare, Shares oder Speicherungen erhalten, werden vom Algorithmus als relevant eingestuft und anderen Nutzern häufiger angezeigt. Auch die Verweildauer spielt eine Rolle: Bleibst du länger bei einem Foto oder Video hängen, interpretiert Instagram das als Interesse und zeigt dir ähnliche Inhalte. Je mehr Aufmerksamkeit ein Beitrag bekommt, desto weiter oben erscheint er auch im Feed anderer Nutzer. Instagram-Chef Adam Mosseri erklärt, dass tausende von Signalen ausgewertet werden, von der Art des Inhalts bis hin zu verwendeten Hashtags und dem Zeitpunkt der Veröffentlichung. Hashtags spielen auch eine wichtige Rolle bei der Reichweite, auch wenn sie nicht mehr der alleinige Schlüssel zum Erfolg sind.

Abgesehen vom Feed kommen auch Explore und Reels ins Spiel. Diese Bereiche nutzen dein Verhalten als Kompass, um dir Inhalte vorzuschlagen, die deinem Geschmack entsprechen. Wer etwa regelmäßig Fitness-Videos schaut, wird in Explore immer mehr Fitness-Clips angezeigt bekommen. Der Algorithmus trifft dabei eine Annahme, was dich interessieren könnte. Doch genau hier liegt die Gefahr, wenn es um Fake News geht: Der Algorithmus ist neutral und wertfrei – und dabei auch anfällig für Fehlinformationen.

Wie begünstigt der Algorithmus Fake News auf Instagram?

Die Personalisierung der Inhalte auf Instagram ist an sich nicht negativ. Problematisch wird es jedoch, wenn der Algorithmus dazu beiträgt, falsche oder manipulierte Inhalte nach oben zu spülen. Denn der Algorithmus belohnt Inhalte, die viel Interaktion erzeugen – und Fake News tun genau das. Ein Beitrag, der Empörung oder Sensationslust auslöst, bekommt viele Likes, Kommentare und Shares – und wird vom Algorithmus stärker beworben. So entsteht eine gefährliche Dynamik.

Professor Benjamin Gust erklärt im ARD-Faktenfinder: „Plattformen schieben in die Timeline vor allem Inhalte, die von vielen positiv bewertet und lange angesehen werden.“ Der Algorithmus kennt jedoch kein journalistisches Gatekeeping, keine Faktenprüfung. Er interessiert sich nur für die Rohdaten: Was bekommt Aufmerksamkeit? Genau das ist die Gefahr – denn Beiträge, die viel Engagement erzeugen, werden immer weiter ausgespielt, ohne dass zwischen wahr und falsch unterschieden wird.

Fake News machen sich diesen Mechanismus zunutze. Sensationsgeladenen Beiträge – sei es, um Wut zu schüren oder Panik zu erzeugen – sorgen für große Aufmerksamkeit. So landen sie in den Feeds zahlreicher Nutzer. Studien belegen, dass Fake News in sozialen Netzwerken deutlich schneller verbreitet werden als wahre Nachrichten. Forscher des MIT fanden heraus, dass Fake News bis zu zehnmal schneller viral gehen können. Warum? Weil sie oft unerwartet oder emotional sind und damit die Neugierde anheizen. Jeder zusätzliche Klick verstärkt die Reichweite, was in einem Teufelskreis endet: Je mehr Reichweite ein Beitrag hat, desto weiter verbreitet er sich.

Ein typisches Beispiel für diese Dynamik war während der Corona-Pandemie, als Untersuchungen des CCDH zeigten, dass Instagram-Nutzer, die sich harmlose Wellness-Tipps ansahen, plötzlich immer extremere Fehlinformationen vorgeschlagen bekamen. Wer sich zuerst für Anti-Impf-Beiträge interessierte, wurde bald mit weiteren Verschwörungsmythen wie QAnon oder falschen Wahlbehauptungen konfrontiert. Der Algorithmus interpretierte das anfängliche Interesse als Signal, noch mehr solcher Inhalte anzuzeigen, und führte die Nutzer so tiefer in die Echokammer der Desinformation. Auch wenn Instagram diese Studie nicht vollständig bestätigte, zeigt sie ein weit verbreitetes Phänomen: Wer einmal in eine Filterblase gerät, wird häufig mit noch mehr Falschinformationen konfrontiert.

Das Problem der Filterblasen verstärkt sich durch den Algorithmus: Wer einem bestimmten Thema oder einer bestimmten Weltanschauung folgt, bekommt immer mehr davon angezeigt. Auf diese Weise entsteht eine Art Echokammer, in der die eigene Sichtweise immer wieder bestätigt wird – und kritische Gegenstimmen ausgeblendet bleiben. Fake News wirken wie Brandbeschleuniger für Emotionen und können so noch weiter verbreitet werden. Beiträge, die viel Empörung oder Wut auslösen, werden bevorzugt angezeigt – sachliche Berichtigungen und Richtigstellungen bleiben häufig unter der Oberfläche.

Der Instagram-Algorithmus belohnt Inhalte, die viel Engagement erzeugen, ohne zu unterscheiden, ob diese wahr oder falsch sind. Dies sorgt dafür, dass sensationelle oder emotionalisierende Inhalte mehr Sichtbarkeit erhalten. Besonders problematisch ist dies, wenn Influencer:innen ihre Reichweite für Falschinformationen nutzen, sei es absichtlich oder unabsichtlich. Ihre große Anhängerschaft und die enge Bindung zu ihren Followern macht sie zu idealen Multiplikatoren für Fake News. Was ein Influencer sagt, hat Gewicht – besonders bei jüngeren Nutzern, die oft mehr Vertrauen in ihre Idole setzen als in traditionelle Medien.

Häufige Fake News auf Instagram: Bilder, Zitate und mehr

Fake News auf Instagram kommen oft in visuellen Formen. Hier sind einige der häufigsten:

  • Manipulierte Bilder und Videos: Fotos oder Videos, die bearbeitet oder aus dem Kontext gerissen wurden, sorgen für starke Reaktionen. Oft werden sie genutzt, um falsche Eindrücke zu erwecken.
  • Gefälschte Zitate: Politiker:innen oder Prominente werden häufig mit falschen Aussagen zitiert. Diese Beiträge verbreiten sich schnell, obwohl die Zitate nie getätigt wurden.
  • Täuschende Überschriften (Clickbait): Sensationsgierige Schlagzeilen wecken Interesse, liefern aber oft nicht die versprochene Information. Viele Leser bleiben nur bei der Überschrift hängen.
  • Satire ohne Kennzeichnung: Satirische Inhalte, die nicht als solche erkennbar sind, werden leicht als echte Nachrichten verbreitet.

Bilder sind besonders gefährlich, da sie leicht manipuliert oder falsch zitiert werden. Achte daher immer auf den Kontext, besonders bei emotional geladenen oder zu guten Beiträgen.

Warum werden Fake News auf Instagram verbreitet?

Aber warum verbreiten Menschen überhaupt absichtlich Fake News? Die Motive dahinter sind vielfältig, doch häufig geht es um Aufmerksamkeit, Geld oder Macht. Experten haben mehrere Hauptgründe identifiziert:

  • Klicks und Reichweite: In der digitalen Welt sind Klicks und Aufmerksamkeit die wichtigste Währung. Reißerische Falschmeldungen ziehen enorme Klickzahlen an. Websites, die viele Besucher haben, können mehr Werbung schalten und so Geld verdienen. Auch Influencer, die durch Fake News Reichweite erzielen, profitieren davon, da sie mehr Follower gewinnen und damit ihre eigene Marke oder ihre Produkte besser vermarkten können.
  • Politische Absichten: Fake News werden oft mit politischen Zielen verbreitet. Sie können genutzt werden, um Gegner zu diskreditieren, Misstrauen zu schüren oder bestimmte Narrative zu verbreiten. Beispielsweise können Fehlinformationen während Wahlen dazu genutzt werden, bestimmte politische Kräfte zu schwächen oder Misstrauen gegenüber Institutionen zu erzeugen.
  • Profit und Markenbildung: Auch viele Influencer nutzen Fake News, um ihre Reichweite und damit ihre Markenidentität zu stärken. Sie verbreiten etwa falsche Gesundheitstipps oder Verschwörungen, um eine größere Anhängerschaft zu gewinnen, die sie dann monetarisieren können.
  • Einflussnahme und Agenda Setting: Schließlich können auch extremistische Gruppen oder fragwürdige Nachrichtenportale Fake News verbreiten, um ihre Ideologie durchzusetzen und ihre Themen in den öffentlichen Diskurs zu bringen. Indem sie sensationelle Falschmeldungen verbreiten, zwingen sie die Medien und die Gesellschaft, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen – und schaffen so ein stärkeres Narrativ.

Was kannst du gegen Fake News auf Instagram tun?

Obwohl du Falschmeldungen nicht immer verhindern kannst, gibt es Methoden, wie du dich davor schützen kannst. Augen auf beim Posten und Liken – jedes Engagement wird vom Algorithmus wahrgenommen und beeinflusst, welche Inhalte du zu sehen bekommst. Wenn dir ein Beitrag verdächtig vorkommt, nutze Tools wie Faktencheck-Websites oder die Reverse-Image-Suche, um zu überprüfen, ob das, was du siehst, auch wirklich wahr ist. Instagram bietet auch eine Meldemöglichkeit für falsche Informationen, die dir hilft, die Verbreitung von Desinformation zu stoppen.

Wenn du mehr darüber erfahren möchtest, wie du Fake News im Allgemeinen erkennst und was du konkret dagegen tun kannst, lies unseren detaillierten Artikel dazu [hier].

Instagram-Algorithmus 2025: Künstliche Intelligenz, Regulierung und Verantwortung

Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der Instagram-Algorithmus bis 2025 entwickeln? Einige Trends zeichnen sich ab. Künstliche Intelligenz wird zunehmend in der Lage sein, Fake News noch besser zu erkennen und zu entfernen. Auch die Regulierung durch die EU wird verstärkt – Plattformen wie Instagram werden gezwungen sein, mehr gegen Desinformation zu unternehmen. Zudem wird erwartet, dass Instagram seinen Nutzern mehr Kontrolle über den Algorithmus gibt, damit sie gezielt beeinflussen können, welche Inhalte sie sehen.

Fazit: Mit Wissen und Medienkompetenz gegen Fake News

Fake News auf Instagram erkennen und stoppen – das ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft. Der Algorithmus wird weiterhin eine Rolle spielen, wenn es darum geht, populäre Inhalte sichtbar zu machen. Doch wer versteht, wie Instagram Inhalte auswählt, kann Falschmeldungen gezielt entlarven. Indem wir uns über die Mechanismen der Plattform bewusst werden und uns aktiv gegen Desinformation wehren, können wir dazu beitragen, dass Fake News weniger Verbreitung finden.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner